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Visionsarbeit zum digitalen Wandel in der Schule

17. Mai 2024

Im Auftrag des Erziehungsrats hat eine Arbeitsgruppe mögliche Stossrichtungen zur Schule in der Digitalkultur ausgelotet. Die gewonnenen Erkenntnisse fliessen nun in die Schul- und Unterrichtsentwicklung der Urner Volksschule ein.

In allen Teilen der Gesellschaft und Wirtschaft schreitet die Digitalisierung immer schneller voran. Dieser Herausforderung stellt sich auch die Volksschule, weil sie die Kinder und Jugendlichen auf das Leben in der Digitalkultur vorbereiten muss. Der Erziehungsrat des Kantons Uri hat denn auch in der zu Ende gehenden Legislatur die Vorhaben zum digitalen Wandel in der Volksschule vorangetrieben. So hat er zum Beispiel die ICT-Richtlinien für die Volksschule revidiert und damit das 1:1-Computing ab der 5. Primarklasse flächendeckend eingeführt. Gleichzeitig übernahm der Kanton einen Teil der anfallenden Kosten, indem er die Schülerpauschale zugunsten der Gemeinden erhöhte.

Doch allein mit der Beschaffung und Nutzung von digitalen Geräten ist der digitale Wandel an der Schule noch nicht geleistet. Um den künftigen Anforderungen einer Gesellschaft in der Digitalkultur gewachsen zu sein, braucht es mehr. Vonnöten sind ein Bewusstsein für die neuen Möglichkeiten, die sich mit der Digitalisierung eröffnen, und die Bereitschaft, diese Möglichkeiten zu nutzen. Daher schuf der Erziehungsrat auch Weiterbildungsangebote für die Urner Lehrpersonen und Schulen, und zwar in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Schwyz. Eines dieser Angebote, der «Kompass Digitaler Wandel», wurde vom Erziehungsrat für alle Schulen verbindlich erklärt.

Um die möglichen Stossrichtungen für die Urner Volksschule weiter auszuloten, setzte der Erziehungsrat vor drei Jahren zudem die Arbeitsgruppe DigiMind ein. Berufen in diese Gruppe wurden Persönlichkeiten mit unterschiedlicher Erfahrung und Herkunft: Lehrpersonen, Schulleitungsmitglieder, Verantwortungsträger aus der Privatwirtschaft sowie Erziehungsberechtigte und Jugendliche aus der Sekundarstufe II. Ein Mitglied des Erziehungsrats war ebenfalls Teil der Arbeitsgruppe.

Eine Denkreise – physisch und virtuell
Die Arbeitsgruppe DigiMind lancierte ihre Arbeit im Rahmen eines Visionsworkshops. Hernach besuchten die Mitglieder unterschiedliche Schulen in der Schweiz, die sich im Rahmen der Schul- und Unterrichtsentwicklung bereits auf einem fortgeschrittenen Weg befinden. Die Vertiefung der Themen rund um die Schule in der Digitalkultur erfolgte zudem im Rahmen von Webinaren. Ein weiteres Element der Reflexion war eine gemeinsame dreitägige Reise nach Deutschland, ermöglicht durch Movetia, die nationale Agentur für Austausch. Konkret besuchte die Arbeitsgruppe die öffentlich-staatliche Richtsbergschule in Marburg. Dort steht das personalisierte Lernen im Zentrum. Und das bedeutet: Mittels Nutzung digitaler Hilfsmittel bewegen sich die Schülerinnen und Schüler auf individuellen Lernpfaden, und statt in herkömmlichen Klassenzimmern arbeiten sie miteinander in grossen Lernlandschaften. Auch die musische, gestalterische und handwerkliche Bildung hat einen hohen Stellenwert in Marburg.

An einem weiteren Workshop tauschte die Arbeitsgruppe die bis dahin gewonnenen Erkenntnisse aus und schärfte sie. Als hauptsächliche Stossrichtungen für die Schule in der Digitalkultur identifizierte die Gruppe sodann die stärkere Fokussierung auf überfachliche Kompetenzen, die Flexibilisierung der Stundentafel und die Weiterentwicklung der Beurteilung. Dabei geht es darum, das sogenannte 7G-Prinzip des althergebrachten Unterrichts («Alle gleichaltrigen Schülerinnen und Schüler haben zum gleichen Zeitpunkt bei der gleichen Lehrperson im gleichen Raum mit den gleichen Mitteln das gleiche Ziel gut zu erreichen») aufzubrechen. Neu sollen vermehrt überfachliche Kompetenzen wie Kommunikation, kritisches Denken, Kooperation und Kreativität in fächerübergreifenden Lernangeboten gefördert werden. Zudem soll die Beurteilung der Lernleistung so ausgestaltet sein, dass sie das weitere Lernen anregt. Förderorientierte Rückmeldungen bilden den kompetenzorientierten Lernstand ab und leiten zu nächsten Lernschritten an.

Wertvoller Beitrag für die Schulentwicklung
Die Ergebnisse ihrer Arbeit präsentierte die Arbeitsgruppe an einem Workshop mit Lehrpersonen und Schulleitungen aller Schulen. Im Anschluss daran wurde der Erziehungsrat darüber informiert, womit die Arbeitsgruppe DigiMind ihren Auftrag erfüllt hat. «Die Arbeitsgruppe hat damit einen wertvollen Beitrag für die Weiterentwicklung unserer Volksschule geleistet», freut sich Regierungsrat Beat Jörg, Bildungs- und Kulturdirektor des Kantons Uri und Präsident des Erziehungsrats. «Die Nachfolgearbeiten zum revidierten Bildungsgesetz und zur revidierten Volksschulverordnung bilden nun einen idealen Anknüpfungspunkt, um die gewonnenen Erkenntnisse und Ideen einfliessen zu lassen.» Nebst der Steuerung von Seiten des Erziehungsrats und der Bildungsdirektion ist für die Schul- und Unterrichtsentwicklung aber auch weiterhin die Initiative der einzelnen Schulen wichtig. «Denn die Urner Volksschule ist und bleibt ein Gemeinschaftswerk von Kanton und Gemeinden», sagt Beat Jörg.

 

Rückfragen von Medienschaffenden:
Regierungsrat Beat Jörg, Bildungs- und Kulturdirektor
Telefon 041 875 22 55, E-Mail
beat.joerg@ur.ch

 

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