Haupinhalt

Klimaunterricht: Vom Urner Wald zum Holz-Stuhl

19. November 2024

Seit Schulbeginn im Herbst stellen zehn Urner Schulklassen im Werkunterricht einen Stuhl aus Urner Holz her. Die Schülerinnen und Schüler befassen sich mit der Klimawirkung im gesamten Holzkreislauf und besuchen Fachleute im Wald und im Holzbetrieb.

Nach den Sommerferien starteten die Schulklassen das Projekt «Urner Holzstuhl» des Holzkreislaufs Uri. Seitdem werken über 200 Schülerinnen und Schüler mit Holz aus dem Urner Wald. Sie planen, hobeln, messen und stellen Sitzgelegenheiten her. Ob daraus ein Hängestuhl, Liegestuhl, Schaukelstuhl, Hocker oder Schwedenstuhl wird, bestimmen sie gemeinsam mit ihren Lehrpersonen. Nicht nur im Werkunterricht packen die Schülerinnen und Schüler kräftig selbst mit an, sie haben auch die Gelegenheit, raus in den Wald zu gehen oder einen Holzbetrieb zu besuchen. Dort geben Fachleute ihr Wissen an die Schulklassen weiter. So erleben die Jugendlichen den gesamten Kreislauf vom Wachsen des Baumes im Wald über die Holzernte bis hin zur Herstellung des Holzproduktes und der Wiederverwertung durch Recycling. «Mit dem Urner Holzkreislauf lernen die Schülerinnen und Schüler den Wald und die verschiedenen Möglichkeiten der Holzverwendung kennen. Sie werken mit einheimischem Holz und stellen daraus ihr eigenes Holzmöbel her. Damit tragen sie zum Klimaschutz bei, denn der vom Baum aufgenommene Kohlenstoff bleibt so langfristig im Holzprodukt gebunden», sagt Roland Wüthrich, Vorsteher des Amts für Forst und Jagd.

Besuch draussen im Wald
Schülerinnen und Schüler der 3. Oberstufenklasse aus Altdorf mit ihrem Fachlehrer im Werkunterricht Fabian Ziegler machen sich an einem herbstlichen Nachmittag auf den Weg vom Schulhaus in den Bannwald, den Schutzwald oberhalb von Altdorf. Sie haben sich beim Forstbetrieb Urnersee für einen Waldbesuch angemeldet. Forstwart Martsen Zgraggen empfängt sie mit einigen Zweigen von Altdorfer Waldbäumen in der Hand. «Tanne, Douglasie und Faulbaum», ruft eine Schülerin stolz in die Runde. Das Vorwissen der Klasse aus dem Unterricht macht sich sofort bemerkbar. Nicht nur die Altdorfer Baumarten werden besprochen, sondern auch die wichtige Rolle von Totholz im Ökosystem, der Schutz von Jungbäumen vor dem Wild und die Arbeitssicherheit beim Fällen eines Baumes. Begeisterung macht sich breit, als Martsen verkündet: «Jetzt sehen wir noch in echt, wie ein Baum gefällt wird!» Mit Zweigen der gefällten Tanne als Mitbringsel aus dem Altdorfer Bannwald in der Hand macht sich die Klasse mit neuen Eindrücken aus dem Holzkreislauf auf den Heimweg.

Wer Urner Holz braucht, tut Gutes fürs Klima und den Wald
Ein Baum nimmt während seines Wachstums CO2 auf und bindet Kohlenstoff im Holz. Gleichzeitig erfüllt er während seines langen Baumlebens mit anderen Bäumen als Kollektiv wertvolle Funktionen für die Urner Bevölkerung, wie Schutz vor Naturgefahren, Lebensraum für Tiere und Pflanzen oder Erholung. Damit der Wald stabil bleibt und sich nachhaltig verjüngen kann, werden Bäume geerntet. Die nachwachsende Ressource kann als Bauholz oder als Holzmöbel sinnvoll und lokal genutzt werden und die Wertschöpfung ankurbeln. Wenn der von den Schülerinnen und Schülern hergestellte «Urner Holzstuhl» eines Tages ausgedient hat, kann er beispielsweise als Werkstoff für Spanplatten weiterverwendet und später als Energieholz zur Strom- oder Wärmeerzeugung genutzt werden. Durch die Mehrfachverwendung nach dem Kaskadenprinzip wird der im Holz gebundene Kohlenstoff möglichst lange gespeichert, was zum Klimaschutz beiträgt.

Der «Urner Holzstuhl» ist ein Projekt des Holzkreislauf Uri. Finanzielle Unterstützung leisten die Korporation Uri, Wikkelhouse Schweiz, die Urner Raiffeisenbanken sowie die Lignum Holzwirtschaft Zentralschweiz.

Holzkreislauf Uri

Im Kanton Uri wird aktuell nur rund die Hälfte des im Wald nachwachsenden Holzes genutzt. Die Wälder sind vorratsreich und weisen generell zu wenig Jungwuchs auf. Damit der Urner Wald gesund und stabil bleibt, hat der Holzkreislauf Uri zum Ziel, die Holznutzung im Urner Wald zu erhöhen und die Verwendung von Urner Holz insbesondere in langlebigen Produkten zu steigern. Damit kann nebst mehr Licht im Wald auch die CO2-Senkenleistung von Wald und Holz für den Klimaschutz optimiert werden. Der Holzkreislauf Uri wird gemeinsam vom Kanton und der Korporation Uri getragen und realisiert zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Gesellschaft und Bildung verschiedene Projekte rund um Wald und Holz. Aktuell in Umsetzung sind ein Baumpflanzungsprojekt im Urner Wald, das Projekt «Urner Holzstuhl» für Schulen sowie ein Wald- und Holzführer der Korporation Uri.

Rückfragen von Medienschaffenden
Roland Wüthrich, Vorsteher Amt für Forst und Jagd, +41 (0)41 875 23 14, roland.wuethrich@ur.ch

Forstwart Martsen Zgraggen zeigt den Schülerinnen und Schüler der 3. Oberstufe aus Altdorf den Strunk der soeben gefällten Tanne (Bild Amt für Forst und Jagd).
Forstwart Martsen Zgraggen zeigt den Schülerinnen und Schüler der 3. Oberstufe aus Altdorf den Strunk der soeben gefällten Tanne (Bild Amt für Forst und Jagd).
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