Haupinhalt
Auf den Spuren der Biodiversität an Urner Gewässern
Das Amt für Umweltschutz lädt diesen Frühsommer ein zu geführten Spaziergängen an renaturierten Bächen und Flüssen. Die Behörde will damit Einblicke in die wichtigen Funktionen der Urner Fliessgewässer und der kostbaren Lebensräume für Tiere und Pflanzen geben. Die erste öffentliche Führung findet diesen Samstag, 18. Mai am Walenbrunnen in Erstfeld statt.
Auf seinen drei Kilometern zwischen Schattdorf und Erstfeld präsentieren sich der Walenbrunnen und seine Ufergebiete derzeit in schönster frühsommerlicher Blüte. Der Bach fliesst in kleinen Kurven durch das Gelände. Reichlich Begrünung gliedert die Landschaft. Und verschiedene Strukturen wie Tümpel, Steinhaufen, Fischunterstände oder Nistkästen zeugen davon, dass die Tierwelt hier willkommen geheissen wird. Der einst monotone Kanal ist zu einem naturnahen Bach mit vielfältigen Lebensräumen für Tiere und Pflanzen geworden, wobei er auch seine Funktion als Meliorationsgewässer nach wie vor wahrnimmt.
Kurzum: Der Walenbrunnen zeigt sich als landschaftlich attraktives und ökologisch wertvolles Fliessgewässer. Zu verdanken ist dies einer weitreichenden Renaturierung, die als sogenannte «ökologische Ersatzmassnahme» durch die AlpTransit Gotthard AG umgesetzt worden ist. Die Bauherrin der Neuen Eisenbahn- Alpentransversale (NEAT) kompensierte damit Eingriffe in Natur und Umwelt, die durch den Bau der offenen Strecke zum Gotthard-Basistunnel zwischen 2007 und 2016 entstanden sind. Der Kanton Uri und die Gemeindewerke Erstfeld unterstützten die letzte Etappe des Projekts finanziell. Das Amt für Umweltschutz hat überdies bei der Planung und Umsetzung aktiv mitgewirkt.
Einladung zum geführten Spaziergang
Der Walenbrunnen gilt aktuell als Paradebeispiel für Revitalisierungen von Fliessgewässern in Uri. Das Amt für Umweltschutz will dieses nach Abschluss des Projekts mit einem geführten Spaziergang der interessierten Bevölkerung näherbringen. Auf dem zirka eineinhalbstündigen Rundgang erklären Mitarbeitende des Projekts die Herausforderungen und Ziele von Renaturierungen und zeigen auf, wie diese am Walenbrunnen umgesetzt worden sind. Wer am 18. Mai vormittags ab 10 Uhr zum Spaziergang verhindert ist, erhält ab sofort auch an einer Infotafel vor Ort Informationen zum revitalisierten Gewässer. Nach dem Auftakt am Walenbrunnen folgen bis Mitte Juni weitere Führungen am Klostergraben in Seedorf, am Altdorfer Giessen und an der Furkareuss bei der Aue Widen in Realp (vgl. Infobox).
Mit grösstem Nutzen revitalisieren
«Die Urner Fliessgewässer sind weit mehr als eine Touristenattraktion, Entwässerungsvorfluter und Naherholungsgebiete», erläutert Alexander Imhof, Vorsteher des Amts für Umweltschutz. «Bäche und Flüsse nehmen auch wichtige Rollen im Klimahaushalt und in der Reinigungsleistung für unser Trinkwasser ein. Zudem sind sie Lebensraum von vielen, teils gefährdeten Tieren und Pflanzen. Und ihr mitgeführtes Wasser dient als erneuerbare Energiequelle.». All diese Funktionen und Nutzungen will der Kanton Uri bestmöglich vereinbaren und langfristig sicherstellen. Dabei werde nicht das Ziel verfolgt, die Wasserkraftnutzung zu verhindern oder alle verbauten Flussläufe wieder zu renaturieren. Das wäre heute aufgrund der Nutzung des Lebensraumes gar nicht mehr möglich. Vielmehr gehe es darum, die Fliessgewässer dort, wo es möglich und wo der Gewinn für die Natur und die Naherholung gross ist, möglichst naturnah zu gestalten, sprich zu renaturieren.
Aufgegleist sind diese Projekte – auf Basis des Gewässerschutzgesetzes – in einer Revitalisierungsplanung für die Fliessgewässer im Kanton Uri. Darauf aufbauend sind in den letzten Jahren schon einige Revitalisierungen von Realp bis Seedorf zusammen mit verschiedenen Partnern ausgeführt worden. Und weitere stehen bereits an. Wie zum Beispiel an der Reuss im Gebiet Leitschach bei Erstfeld. Hier soll ein ehemaliges Auengebiet als Ersatzmassnahme für den Bau des Kraftwerks Erstfeldertal wieder aktiviert werden. Damit auch dort wie etwa am Walenbrunnen, am Männigenreussli in Gurtnellen/Silenen, an der Furkareuss bei der Aue Widen in Realp oder an der Stillen Reuss in Schattdorf wieder mehr Leben in und am Fliessgewässer einziehen kann.
Lebensraum für die bedrohte Seeforelle
Die Seeforelle wandert für die Fortpflanzung in das Fliessgewässer, in dem sie aufgewachsen ist. Jungfische wachsen hier ein bis drei Jahre heran, bevor sie in den Urnersee zurückkehren. Leider sind ihre Laichgewässer landesweit durch Verbauungen und Begradigungen der Flussläufe verschwunden sowie durch Wasserkraftnutzung zerstört worden. So erstaunt es nicht, dass der Fisch auf der Roten Liste der gefährdeten Arten der Schweiz gelandet ist. Umso erfreulicher, dass die Seeforelle nun an revitalisierten Urner Fliessgewässern wie dem Walenbrunnen, dem Klostergraben in Seedorf, im Altdorfer Giessen oder in der Stillen Reuss passende Strukturen vorfindet.
Revitalisierung von Fliessgewässern
Gewässer sind jene Lebensräume in der Schweiz, die sich wohl am meisten von ihrem natürlichen Zustand entfernt haben. Bund und Kantone haben sich daher zum Ziel gesetzt, Flüsse, Bäche und Seeufer aufzuwerten. Mit Revitalisierungen resp. Renaturierungen soll der naturnahe Zustand der Gewässer wiederhergestellt werden, um die Lebensräume für aquatische und semiaquatische Tiere und Pflanzen zu verbessern. Der Begriff umfasst auch die Reduktion der negativen Auswirkungen der Wasserkraftnutzung sowie Verbesserungen der Naherholung und des Landschaftsbilds.
Geführter Spaziergang Walenbrunnen
- Datum/Uhrzeit: Samstag, 18. Mai 2019, 10 Uhr
- Treffpunkt: Erstfeld, Birtschenhofstatt, westlich der Bahnunterführung (Dorfeingang, Höhe Garage Gisler)
- Die Teilnahme ist kostenlos und erfolgt ohne Anmeldung.
Weitere geführte Spaziergänge:
- Dienstag, 21. Mai 2019, 18 Uhr – Klostergraben Seedorf, Treffpunkt: Bauernschule, Seedorf
- Samstag, 25. Mai 2019, 10 Uhr – Altdorfer Giessen, Treffpunkt: Giessenstrasse bei der ARA, Altdorf
- Samstag, 29. Juni 2019, 10 Uhr – Furkareuss Aue Widen, Treffpunkt: Realp, Parkplatz Dorfeingang links
Weitere Auskünfte:
Alexander Imhof, Vorsteher Amt für Umweltschutz Kanton Uri, (Tel. 041 875 24 49, Mobile: 079 321 98 56, E-Mail: alexander.imhof@ur.ch)
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Gesundheits-, Sozial- und Umweltdirektion | +41 41 875 2430 | ds.gsud@ur.ch |