Haupinhalt

e. Details zum Modellvorhaben

1. Anlass, Kontext, Zielsetzungen

Im Kanton Uri steht die dezentrale Besiedlung mit kleinen abgelegenen Ortschaften unter Druck. Dies weil im Zuge des Strukturwandels immer mehr traditionelle Standorte der täglichen Grundversorger wie Dorfladen, Post, Bank unter Druck stehen oder hinterfragt werden. Davon betroffen sind insbesondere periphere Gebiete, welche schlecht erschlossen sind. Die Digitalisierung schafft gerade in diesen peripheren Siedlungsgebieten neue Möglichkeiten, um räumliche Distanzen aufzuheben und Dienstleistungen der öffentlichen Hand und weiteren Grundversorgungsanbietern neu zu definieren und mittels neuer Formen anzubieten. Dabei muss auch den Befürchtungen bezüglich Datenschutz, Verlust von persönlichen Kontakten oder Ausgrenzung von Menschen mit Einschränkungen begegnet werden.

 

2. Vorgehen, Zeitachse

Das Modellvorhaben will deshalb im Rahmen eines umfassenden Dialogs unter Einbezug aller Urner Gemeinden die Erwartungen der Bevölkerung aufnehmen und diese mit bestehenden bzw. möglichen zukünftigen Angeboten der Grundversorger abgleichen. Um dabei die Chancen und Risiken der Digitalisierung zu erkennen, wird diese nicht als rein technische Frage betrachtet. Vielmehr sind bei diesem Ansatz Prozesse und Kooperationen zentral, um bedürfnisorientierte Angebote der Grundversorgung zu erkennen und entwickeln zu können. Darüber hinaus wird der Bedarf an «physischem» neben dem digitalen Dialog beleuchtet.

Der Dialog mit der Bevölkerung und den Grundversorgungsdienstleistern wird im Folgenden als partizipativer Prozess bezeichnet und ist in drei Phasen aufgebaut:

  • Die erste Phase behandelt die aktuelle Situation der Grundversorgung mit ihren Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken.

  • In der zweiten Phase wird ein Soll-Zustand aufgebaut, wobei die Ist-Situation mit den digitalen Möglichkeiten erweitert und kombiniert wird.

  • Die dritte Phase behandelt den Aufbau von Massnahmen basierend auf der Diskussion von digitalen Möglichkeiten, Kooperations- und Beteiligungsmodellen zur Organisation der digitalen Grundversorgungsdienstleistungen. Dabei sollen auch die Erwartungen betreffend Umfang, Form und Qualität digitaler Dienstleistungen berücksichtigt werden.

Jede der drei Phasen beinhaltet die gleiche Struktur:

  • Die Vorbereitung des partizipativen Prozesses dient der fachlichen Aufbereitung von relevanten Themen, der administrativen Vorbereitung der anstehenden Workshops und des Austausches mit Experten.

  • Die drei Bürgerforen werden an drei unterschiedlichen Orten durchgeführt. Dabei wird den unterschiedlichen räumlichen Gegebenheiten und Anforderungen Rechnung getragen.

  • Ein Begleitgruppenworkshop mit den Dienstleistern der Grundversorgung wird in jeder Phase durchgeführt. Darin besteht jeweils die Möglichkeit, auf die Erkenntnisse aus den Bürgerforen einzugehen und neue Kooperationsmodelle und digitale Möglichkeiten zwischen den Dienstleistern der Grundversorgung aufzubauen.

  • Die Synthese umfasst ein Ergebnisdokument aus der Gesamtauswertung der verschiedenen Workshops, welche die Erkenntnisse zusammenfasst und mögliche Sofortmassnahmen initiiert. Dabei wird auch auf die laufende Digitalisierungsstrategie des Kantons Bezug genommen.

Im Anschluss zum partizipativen Prozess wird das Projekt mit der Umsetzungs- und Kommunikationsphase abgeschlossen. Dies umfasst das Ausarbeiten von konkreten Strategien, Massnahmen und Projekten zur Förderung von digitalen Dienstleistungen zur Sicherung der Grundversorgung. Auch hier werden die Ergebnisse in die kantonale Digitalisierungsstrategie aufgenommen und in die Umsetzung überführt. Die Ergebnisse werden in einem Schlussbericht verankert und an einer Ergebniskonferenz präsentiert.

 

3. Angestrebte Resultate

Das Modellvorhaben bietet eine Austauschplattform, welche Nachfragende, Anbietende und die öffentliche Hand zusammenbringt. Daraus sollen nicht nur am Schluss, sondern bereits während der Laufzeit des Projektes Initiativen unter dem Dach der kantonalen Digitalisierungsstrategie entstehen und vereint werden. Dies unterstreicht die Bedeutung der Digitalisierung als Prozess, indem bedürfnisorientierte Angebote der Grundversorgung durch neue Partnerschaften, Beziehungen und Kooperationen erkannt, gelebt und umgesetzt werden. Dies kommt der Standortförderung und Attraktivität der peripheren Siedlungsgebiete im Kanton Uri zugute.

Es werden konkrete Aussagen und Ergebnisse zu folgenden Punkten angestrebt:

  • Eine breite und offene Erfassung und Übersicht von Bedürfnissen, Chancen und Risiken sowie auch der Bedenken, Ängste, Widerstände und Hürden im Zusammenhang mit der digitalen Transformation.

  • Grundlagen und Wissen zu den sich daraus ergebenden Prioritäten der Grundversorgung für die Gesellschaft, die Wirtschaft und Verwaltung, was die zukünftige Gestaltung, den Umfang, die Form und Qualität sowie die Organisation der digitalen Grundversorgungsdienstleistungen für die peripheren Siedlungsräume angeht.

  • Ein Abgleich mit den verfügbaren und sich abzeichnenden technischen Möglichkeiten bzw. Angeboten von Dienstleistern.

  • Eine Übersicht und ein Dialog zwischen Anbietern und Nachfragern zu neuen Prozessen, Aufgaben, Beziehungen, Kooperation- und Beteiligungsmodellen sowie möglichen Angeboten von Dienstleistungen.

  • Konkrete Unterstützung der im Kanton laufenden Projekte, sowie allen Akteuren in der Definition zukünftiger Einzel- oder Verbundaufgaben zur Abdeckung einer digitalen Grundversorgung.

  • Einfluss der Digitalisierung auf die räumlichen Strukturen und die Entwicklung der dezentralen Besiedlung wie beispielsweise Arbeitsplätze (Anforderungen, Anzahl, örtliche, zeitliche und funktionale Flexibilisierung), Wohnorte, Mobilitätsbedürfnisse und -verhalten, neue Verortung von Dienstleistungen für z.B. Bildung und Gesundheit, Energieversorgung mit dezentralen Systemen zur Erzeugung von erneuerbarer Energie.

 

4. Rolle der Begleitgruppe

Die Begleitgruppe setzt sich aus Dienstleistern der Grundversorgung und weiteren interessierten Unternehmen und Organisationen im Kanton Uri zusammen. Sie hat folgendes Rollenverständnis:

  • Aufzeigen, wie sich Ihre Unternehmensstrategie auf die Grundversorgung in peripheren Gebieten im Kanton Uri auswirken kann.
  • Aufzeigen von Möglichkeiten für die digitale Grundversorgung, welche in Ihrem Unternehmen zur Diskussion stehen.
  • Reagieren auf die Bedürfnisse der Bevölkerung zu Dienstleistungen der Grundversorgung
  • Nach Bedarf Kooperationen bilden und Angebote ausrichten.
  • Ihre Rolle in der Digitalisierungsstrategie des Kantons ermitteln und wahrnehmen.

Der partizipative Prozess bietet den Unternehmen von Dienstleistungen der Grundversorgung die Möglichkeit, Herausforderungen in peripheren Räumen im Dialog mit der Bevölkerung anzusprechen und gemeinsam geeignete Lösungen zu finden.