Haupinhalt
Griessseeli: Auswirkungen des Klimawandels und pragmatischer Hochwasserschutz
Ausgangslage
Der See «Im Griess» ist in den letzten 40 Jahren durch den Rückzug des Gletschers in einer Geländemulde entstanden. Jeweils ab circa Spätsommer versiegt der oberflächliche Abfluss, da ein Teil des Seewassers unterirdisch abfliesst. Im Winter fällt der See trocken. Im Frühjahr kann der Seewasserspiegel in erster Linie durch Schmelzwasser schnell ansteigen und sich hinter den winterlichen Schneeablagerungen aufstauen. Sobald der Wasserspiegel die höchste Kote der Schneeablagerungen erreicht hat, frisst sich das Wasser durch den Schnee, und es kann zu einem flutwellenartigen Ausbruch mit entsprechenden Hochwasserereignissen entlang des Fätschbaches im Gebiet Urnerboden bis zur Einmündung in die Linth bei Linthal führen.
Die kantonalen Fachstellen wurden im Sommer 2018 erstmals durch Einheimische des Urnerbodens auf dieses Phänomen aufmerksam gemacht. Bis 2018 waren keine bedeutenden Hochwasserereignisse bekannt. Im Spätwinter 2019 wurde zur Beobachtung eine erste einfache Kamera beim Seeli installiert.
Ereignis 2019
Die installierte Kamera zeigte anfangs Juni 2019 einen sehr schnellen Anstieg des Wasserpegels. Infolge der noch beträchtlichen Schneedecke musste ein massiver Ausbruch befürchtet werden, worauf organisatorische Massnahmen umgesetzt wurden (Evakuation Campingplatz Urnerboden, Schliessung Wanderwege, Hinweistafeln entlang der Fätsch).
Am frühen Morgen des 16. Juni 2019 kam es dann zu einem massiven Ausbruch, wobei einige Brücken überströmt wurden und starke Ufererosionen auftraten. Glücklicherweise trat die Fätsch nur lokal über die Ufer. Durch Seiten- und Tiefenerosion wurden Anlagen der öffentlichen Wasserversorgung Urnerboden nur um Haaresbreite nicht zerstört. Die Entleerung des Sees bis auf Niveau gewachsenes Terrain dauerte rund 12 Stunden.
Massnahmen
Um Ereignisse wie jenes im Jahre 2019 zu verhindern, wurden die Überwachungsmassnahmen verbessert (zwei Kameras und zwei Pegelstangen zur Beobachtung der Schneehöhe und des Seepegels).
Zeichnet sich ein ungünstiger Seeaufstau ab, wird mit Klein-Schneefräsen ein rund 100 m langer Kanal in den Schnee gefräst. Damit konnte ein weiteres HW-Ereignis bisher wirkungsvoll verhindert werden. Ohne diesen Kanal wäre 2021 ein ähnliches oder sogar noch grösseres Hochwasser als 2019 eingetreten.
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