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Strahlen in der Steinzeit in Uri - Neue Broschüre über aktuelle Erkenntnisse früher Bergkristallgewinnung

17. April 2020

Die Gletscher weichen zurück und geben Flächen frei, die Tausende von Jahren unter dickem Eis lagen. So staunte der Urner Strahlner Heinz Infanger im Jahr 2013 nicht schlecht, als er beim Freigraben einer Quarzkluft nahe der Stremlücke beim Brunnifirn im Oberalpgebiet ein Rehgeweih vorfand. Als auch noch eine Hirschgeweihstange und Arvenhölzchen zum Vorschein kamen, war für ihn klar, dass diese Objekte nicht auf natürliche Art und Weise auf eine Höhe von 2'800 m ü. M. gelangten und machte Meldung bei der für archäologische Funde zuständigen Amtsstelle des Kantons Uri. Die folgenden Untersuchungen der Funde als auch der Fundstelle in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Dienst Graubünden brachten die Gewissheit: vor 8'000 Jahren suchten Menschen die Kluft auf, um Bergkristall zu gewinnen. Die sensationelle Entdeckung einer Bergkristallabbaustelle aus der Mittelsteinzeit war Tatsache. Dabei handelt es sich um die bislang älteste hochalpine Fundstelle im zentralen Alpenraum.

Die Justizdirektion des Kantons Uri veröffentlicht nun in der Broschüre «Strahlen. Bergkristall in der Steinzeit» die ersten zusammenfassenden Erkenntnisse dazu. Mit Bildern und Grafiken wird ihre Bedeutung informativ und anschaulich vermittelt. Dank der geologischen Gegebenheit besitzt der Kanton ein reichhaltiges Bergkristallvorkommen. Die gute Eigenschaft von abgeschlagenem Bergkristall mit seinen harten und scharfen Kanten zum Schneiden, Bohren und Schaben blieb den Menschen der Steinzeit nicht verborgen. Als Ersatz für den Feuerstein (Silex) war er gerade für die Bewohner der Alpenregionen ein gesuchter Rohstoff. So findet man auf Kantonsgebiet neben der hochalpinen Abbaustelle auch weitere mittel- und jungsteinzeitliche Fundstellen mit Hinweis auf die Bearbeitung von Bergkristall. Sie weisen unter dem Fundmaterial nur vereinzelt Artefakte aus importiertem Silex oder anderen Gesteinsarten auf. Zu erwähnen sind der mittelsteinzeitliche Fundplatz bei Hospental-Moos sowie der jungneolithische Schlagplatz bei Hospental-Rossplatten. Sie ermöglichen einen einmaligen Einblick in die frühe Geschichte zwischen Oberalp- und Gotthardgebiet nach dem Gletscherrückgang der letzten Eiszeit und ergänzen unseren Blick auf die Nutzung und Begehung der alpinen und hochalpinen Regionen im Herzen des Alpenraums. Das Thema zur frühen Geschichte dieser Gebiete spricht Strahler, Berg- und Geschichtsinteressierte gleichermassen an. Die Broschüre soll die Aufmerksamkeit gegenüber historischen und prähistorischen Funden im alpinen Raum schärfen und auf die Bedeutung für die Erforschung unserer Vergangenheit hinweisen. Es ist die zweite Schrift der Justizdirektion zur Archäologie im Kanton Uri. Bisher erschienen ist Alpleben vergangener Jahrhunderte zur Entwicklung des Urner Alpwesens der letzten 600 Jahre.

Die Broschüren sind unentgeltlich beim Amt für Raumentwicklung, Rathausplatz 5, 6460 Altdorf, zu beziehen (Online Bestellformular oder via raumplanung@ur.ch).

 

Rückfragen Medienschaffende:
Christian Auf der Maur, archäologischer Gutachter des Kantons (archaeologie@ur.ch, 077 423 40 38)
Dr. Thomas Brunner, Denkmalpfleger (thomas.brunner@ur.ch, 041 875 28 82)

Blick auf die linkerhand liegende Quarzkluft mit dem im Hintergrund befindlichen Brunnifirn im Jahr 2019. Die Kluft wurde zur Kristallgewinnung schon vor über 8'000 Jahren in der Mittelsteinzeit aufgesucht (Foto Marcel Cornelissen).
Blick auf die linkerhand liegende Quarzkluft mit dem im Hintergrund befindlichen Brunnifirn im Jahr 2019. Die Kluft wurde zur Kristallgewinnung schon vor über 8'000 Jahren in der Mittelsteinzeit aufgesucht (Foto Marcel Cornelissen).

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