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Wirtschaftlichkeit der Schafsömmerung bei Anpassung an die Grossraubtiersituation auf Schafalpen in den Kantonen Uri und Wallis

Die Präsenz von Grossraubtieren stellt die Schafsömmerung schweizweit vor grosse Herausforderungen. Für die Aufrechterhaltung der Schafsömmerung bei Präsenz von Grossraubtieren ist eine Anpassung an die Grossraubtiersituation notwendig. Dafür sind Massnahmen zum Herdenschutz und Massnahmen zur betrieblichen Anpassung erforderlich. Beides ist unter anderem für die Schafalpbewirtschafter betriebswirtschaftlich relevant. Verlässliche Daten zur Wirtschaftlichkeit der Schafsömmerung bei Anpassung an die Grossraubtiersituation fehlen in der Schweiz jedoch bislang.
Die vorliegende Studie vergleicht die betriebswirtschaftliche Situation von 13 Schafalpen in den Kantonen Uri und Wallis vor und nach erfolgter Anpassung der Schafsömmerung an die Grossraubtiersituation. Die Kalkulationen wurden mit Hilfe eines Programms zur Berechnung der Vollkosten auf Schafalpen durchgeführt.
Die Gründe für das wirtschaftliche Abschneiden von Schafalpen sind allgemein heterogen. Verschiedene Einflussfaktoren (z. B. verfügter Normalbesatz, Topographie, Lage und Erreichbarkeit der Alp etc.) wirken alpspezifisch unterschiedlich. Zusätzlich können die Ausrichtung der Schafalpung (Haupt- oder Nebenerwerb) und eine Vielzahl weiterer Faktoren sowie deren Zusammenspiel die Wirtschaftlichkeit der Schafsömmerung bestimmen. Deshalb lassen sich keine klaren Regelmässigkeiten und auch keine kantonalen Unterschiede feststellen.
Durch die Anpassung der Schafsömmerung an die Grossraubtiersituation kommt es auf den untersuchten Alpen aber fast ausnahmslos zu einer Verschlechterung des wirtschaftlichen Gesamtergebnisses. Den Bewirtschaftern der untersuchten Schafalpen entstehen durch die Massnahmen zum Herdenschutz und durch die Massnahmen zur betrieblichen Anpassung an die Grossraubtiersituation im Durchschnitt Mehrkosten von knapp 18'000 Sfr. pro Alp und Alpsaison. Auf dieser Grundlage ergeben sich geschätzte jährliche Mehrkosten für Schafalpbewirtschafter von knapp 560'000 Sfr. im Kanton Uri und gut 1.6 Mio. Sfr. im Kanton Wallis.
Hochgerechnet auf die gesamte Schweiz entstehen somit durch die Anpassung der Schafsömmerung an die Grossraubtiersituation jährlich geschätzt knapp 7.6 Mio. Sfr. an Mehrkosten.
Im Durchschnitt sind diese Mehrkosten knapp zur Hälfte durch zusätzliche Direktzahlungen in Folge eines Weidesystemwechsels und durch Herdenschutzbeiträge gedeckt. Letztendlich müssen die Bewirtschafter rund 50 % der Mehrkosten bei Anpassung der Schafsömmerung an die Grossraubtiersituation selbst tragen. Dies entspricht durchschnittlich mehr als 9'000 Sfr. pro Schafalp und Alpsaison sowie für alle Schafalpen schweizweit jährlich geschätzt gut 3.8 Mio. Sfr.
Da unter anderem das bestehende System der Förderung von Herdenschutzmassnahmen und das Direktzahlungssystem die Kosten bei Anpassung der Schafsömmerung an die Grossraubtiersituation lediglich zu knapp 50 % abdecken, werden zwei alternative Fördersysteme vorgeschlagen. Das eine zielt darauf ab, die ständige Behirtung allgemein sowie die Umtriebsweide mit erprobten Herdenschutzmassnahmen über den derzeitigen Umfang hinaus zu fördern.
Das andere zielt darauf ab, alle Mehrkosten für eine vom Bewirtschafter vorgeschlagene und geprüfte Strategie zur Umsetzung von Massnahmen zum Herdenschutz und von Massnahmen zur betrieblichen Anpassung vollständig abzugelten.

Informationen

Datum
13. März 2019
Herausgeber/-in
Amt für Landwirtschaft Uri / Dienststelle für Landwirtschaft Wallis
Autor/-in
Büro Alpe GmbH, Lätti

Dokumente

Name
Wirtschaftlichkeit der Schafsömmerung bei Anpassung an die Grossraubtiersituation (2019) (PDF, 1.79 MB) Download 0 Wirtschaftlichkeit der Schafsömmerung bei Anpassung an die Grossraubtiersituation (2019)

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